Labyrinthe

Das neue Labyrinth in Schüttorf

Knapp und Kurz erklärt:
Ein Labyrinth hat nur einen Weg zur Mitte – es lädt zum Gehen ein – durch Kurven und Wegbiegungen die Mitte zu erreichen.
Es macht Spaß und beruhigt, besonders Kinder laufen es gerne.
Für Erwachsene ist es eine kleine Atempause vom Alltag. Es entschleunigt, beruhigt das Gedankenkarussell und erhöht die Achtsamkeit, sodass man neue Kraft schöpfen kann.

Durch die ansprechenden unterschiedlichen Blickwinkel beim Gehen, die Kunstwand, die Ruhebänke, die Öffnung zur Stadt, die Pflanzen und Mauern des Parkes, wird der Gang durch das Schüttorfer Labyrinth zu einem Genußerlebnis.

Ausführlich:
Inmitten der Stadt Schüttorf in der Grafschaft Bentheim wurde ein kleiner, aber feiner Park neu gestaltet. Er soll zum Verweilen und Erholen vom stressigen Alltag einladen.

Ein Angebot dieses Parks ist ein Rasenlabyrinth. Es ist nach den Bauplänen von Erwin Reißmann als Knidos Labyrinth verlegt worden. Es hat einen Durchmesser von ca. 10 m und eine Weglänge bis in die Mitte von ca. 130 m. Der Weg führt durch mehrere Wendungen und Kurven in die Mitte. Durch die ansprechende Gestaltung des Parks, eröffnen sich dem Geher immer wieder neue Eindrücke und Blicke.

Der Eingang der Labyrinthes liegt vor einem Baum, sodass sich der Rücken des Gehers beim Eintreten geschützt fühlt. Ein weiterer Baum, der dem Eingangsbaum direkt gegenüber liegt, zieht den Blick auf sich und strahlt Kraft aus. Der erste Blick fällt beim Begehen des Labyrinths auf die wunderschöne Kunstwand, die von Britta Schneider-Alferink, Kirsten de Boer neu gestaltet wurde, wobei ich die beiden unterstützen durfte.

Die Augen wandern mit der Gehrichtung weiter entlang der Eiche, den Buchen und einem Sandsteinbogen zu den neuen Ruhebänken, die zum Verweilen einladen. Dann öffnet sich der Blick zur Stadt hin, bevor er die angrenzende Mauer als Schutzraum wahr nimmt. Das Geherlebnis wird durch die neue Gestaltung des Parkes mit seinen blühenden Pflanzen zu einer schönen Achtsamkeitsübung.

Für viele Besucher ist ein Labyrinth eine neue Erfahrung: „Was macht man damit und wozu dient es?“ werden wir oft gefragt.

Kinder haben einen ganz natürlichen Zugang zu einem Labyrinth, sie laufen einfach los, bis sie in der Mitte ankommen. Denn es gibt nur einen Weg im Labyrinth, der unweigerlich in die Mitte führt. Im Gegensatz dazu werden bei den in unserer Region bekannten Maislabyrinthen Irrwege mit Sackgassen eingebaut, sodass man die Mitte suchen muss. Sie sind demnach ein Irrgarten und kein echtes Labyrinth.

Was macht ein Labyrinth aus?
Schon Tausende von Jahren finden sich Labyrinthe, als Wandzeichnungen und neben Gräbern in der Stein- und Bronzezeit. Bei den Römern waren sie sehr beliebt, verloren dann im frühen Mittelalter an Bedeutung. Bis sie im 12. Jahrhundert wieder entdeckt wurden. Zu dieser Zeit wurden viele Labyrinthe in Kirchen verlegt, besonders in Frankreich: Chartres, Amiens, Reims sind einige Beispiele.

Ihnen allen ist gleich, dass sie nur einen Weg in die Mitte haben, keine Irrwege.
Wir wissen nicht genau, wofür sie in der Frühzeit genutzt wurden, denkbar sind verschiedenen Rituale, die in ihnen statt fanden, wie z.B. Erntedank.
Im Mittelalter dienten die Labyrinthe in den Kirchen auch als Ersatz für eine Pilgerreise.
Sicherlich waren sie ein Anziehungsmagnet für die Menschen der damaligen Zeit.
Denn in der Mitte sollte der Geher Gott finden.

Und heute?
Achtsamkeit ist heutzutage in aller Munde, Yogastudios boomen, Meditationskurse gehören zum Alltag – Stress zu reduzieren ist das Ziel.

Unser Alltag, und das fängt schon bei den Kleinsten an, wird immer stressiger und damit auch immer funktionaler und von unserem Verstand gesteuert. Wann finden wir die Zeit, frei und kreativ zu sein, ohne Zeitzwang und Erfolgsdruck? Wie brechen wir aus dieser Spirale aus?
Da kann ein Gang durch das Labyrinth eine kurze Atempause bescheren.
Denn die Wegführung ist anders, als man denkt. Zuerst hat man das Gefühl, gleich schon in der Mitte anzukommen, aber dann führt der Weg noch einmal ganz nach außen. Und ist erheblich länger als erwartet. Dadurch wird unser Gehirn gefordert, und zwar beide Gehirnhälften. Die eine steht für Logik, Analyse und Verstand, die andere für Intuition, Gefühlswelt und Kreativität. Durch einen Gang im Labyrinth werden beide Hälften vernetzt und das wirkt sich auf den Alltag aus: die Konzentrationsfähigkeit wird verbessert, Lernen fällt leichter und der Spaßfaktor ist auch nicht zu unterschätzen.

Für Kinder also eine gute Idee durch das Labyrinth zu laufen, es macht ihnen Spaß und tut nebenbei etwas Gutes für das Gehirn. 🙂
In meiner jahrelangen Arbeit mit Kindern, bin ich immer wieder fasziniert, das gerade die „Hippelchen“ durch das Labyrinth und das Fingerlabyrinth zur Ruhe kommen und die Schüchternen ein Labyrinth als ein Erfolgserlebnis empfinden.

Und für uns Erwachsenen? Auch uns tut es gut: die Achtsamkeit wird geschult, die Laune bessert sich. Wir gönnen uns einen Moment, nur für uns. Und kommen im „Hier und Jetzt“ an, weil durch den Gang im Labyrinth sich auch unser Gehirn verändert. Wir konzentrieren uns auf den Weg und auf die Umgebung, wir erden uns (mehr dazu findet ihr in meinem blog auf dieser Seite), die Spirale negativer Gedanken kann durchbrochen werden. Wir entschleunigen und machen mit dem Labyrinth eine nachhaltige Achtsamkeitsübung.
Viel Spaß wünsche ich allen dabei.

Wo: Bürgermeister-Meyeringh-Park, Jürgenstraße, 48465 Schüttorf

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