Ich möchte heute in der Form einer kleinen Geschichte für Kinder erzählen, was Erdung ist und mit welcher kleinen Übung Kinder sich erden können:
Der kleine Igel Hector besucht die weise Buche, die in der Mitte eines Labyrinthes steht. „Was führt dich zu mir?“ fragt die Buche.
„Weißt du, ich bin ein bisschen anders als meine Geschwister, sagen meine Eltern. Ich kann mich nicht so gut konzentrieren, bin schnell abgelenkt, weil ich alles so interessant finde. Manchmal träume ich lange vor mich hin und dann wieder springe ich herum.“
„Du machst dir manchmal Sorgen und bist schnell abgelenkt? Dann bist du ganz in deinem Kopf,“ sagt die Buche. Sofort tippt Hector sich auf die Stirn: „ja genau, hier bin ich, in meinem Kopf.“
„Und wo sind deine Füße, gehören die auch zu dir?“
„Ja,“ sagt Hector „natürlich gehören die zu mir.“ „Schau mich an, was habe ich als Füße?“
„Du hast Wurzeln, Blätter in der Krone und in der Mitte einen Stamm.“ „Was meinst du denn, wie tief sind meine Wurzeln?“
„Oh“ überlegt Hector, „die sind bestimmt ganz, ganz tief“.
„Ja und weißt du auch, warum das so ist? Wenn meine Wurzeln flach wären, dann würde ich sagen, ich bin ständig in meiner Krone zu Hause, wie du in deinem Kopf. Aber wenn dann ein Wind kommt, was würde passieren? Ich würde mich ganz tief zur Seite neigen. Und dann kommt der nächste Windhauch und wieder einer – und ich müsste mich immer und immer drehen. Ich stünde gar nicht mehr fest auf dem Boden und würde ständig hin und her wackeln. Und deswegen habe ich ganz tiefe Wurzeln. Jetzt schau einmal, wo sind denn deine Füße Hector? Hast du das Gefühl, dass du auch Wurzeln hast?“
„Nein, ich habe doch nur Füße“, lacht Hector. „Dann fühle doch einmal, wie du mit deinen Füßen auf dem Boden stehst?“ bittet die weise Buche ihn.
Und Hector stellt sich barfuß auf die Erde und fühlt seine Füße, das ist lustig, sich vorzustellen, er wäre ein Baum.
„Nun Hector, welche Wurzeln hättest du, kleiner Baum?“ möchte die Buche von ihm wissen. „Oh, ich glaube ich wäre der Baum, der sich bei jedem Windhauch dreht und in die andere Richtung schaut, und wieder dreht und in die andere Richtung guckt. Ich würde immer abgelenkt werden, weil alles um mich herum so spannend ist.“
„Du kannst deine Füße tiefer mit der Erde verwurzeln. Stell dich bitte einmal locker hin mit weichen Knieen auf den ganzen Fuß, am besten barfüßig.“
Hector konzentriert sich ganz auf seine Füße.
„Und nun stell dir vor, deine Füße werden schwer und es wachsen ganz lange Wurzeln von der Sohle in die Erde, ganz tief – wie fühlt sich das an Hector?“
Hector überlegt lange. „Das ist ja ganz anders,“ findet er nachdenklich „ganz anders.“
„Wenn dich nun der Wind anbläst, was ist dann?“
Hector bewegt sich wie ein Baum, er streckt seine Arme aus und schwingt mit dem Wind hin und her. „Schau mal, liebe Buche, jetzt bewege ich mich wie du. Ich dreh mich nicht immer nach links und nach rechts, ich merke den Wind, aber ich bleibe fest stehen, weil ich Wurzeln habe. Ich bin nicht mehr so schnell abgelenkt und ich bin ganz bei mir, wie du. Meine Füße sind die Wurzeln und mein Körper der Stamm. Wenn ich die Arme anhebe, habe ich eine Krone und bleibe trotzdem fest stehen. Das gibt mir Kraft und mach mich mutig und stark. Danke, liebe Buche.“
Übung für dich:
Mit deinem Fingerlabyrinth kannst du jeden Tag mit dem Finger zur Mitte wandern. Auf dem Weg verlierst du alle Gedanken, die dich ablenken und konzentrierst dich ganz auf das Labyrinth. Wenn du in der Mitte angekommen bist, machst du die Übung mit den Wurzeln unter den Füßen. Du wirst spüren, dass du nicht mehr soviel abgelenkt wirst und kannst ganz viel Kraft tanken.